VfB macht Schule: Lübecks Lohmühle als Lernort

Auch in der 4. Liga wird das Stadion nun zum schönsten Klassenzimmer der Welt. Gemeinsam mit den erfahrenen Referenten Marius Künzel (Bildungspark MG, Mönchengladbach) und Felix Koblenzer (u.a. Schalke macht Schule, Gelsenkirchen) haben das Fanprojekt und der VfB Lübeck erste Workshops zur politische Bildung an der Lohmühle angeboten.

Die Coaches Felix Koblenzer (l.) und Marius Künzel haben mit den Schüler*innen Verhaltensweisen vereinbart.
VfB-Vorstand Möller zeigt den Teilnehmer*innen der Klasse die historischen Aufnahmen der Lohmühle im vereinseigenen VfB-Museum in den Räumen der Haupttribüne.
VfB-Vorstand Möller zeigt den Schülern*innen den Ausblick von den Logen der Haupttribüne aufs Spielfeld.

Auf dem Flipchart neben dem großen VfB-Logo ist ein Fußball-Feld skizziert, darauf kleben kleine Karten. „An die Regeln halten“, steht auf der einen, „keine Alleingänge“ auf einer anderen, „Fair sein miteinander“ wird darauf gefordert oder auch „gegenseitig motivieren“. Doch es sind keine Jugendkicker des VfB Lübeck, die sich im Pressekonferenzraum der Lohmühle mit den Werten in ihrem Team beschäftigen. Es sind die Schüler*innen der 6b aus der Cesar Klein Schule in Ratekau. Sie haben für drei Tage das Klassenzimmer getauscht mit dem „Lernort Stadion“.

Eingeladen vom Fanprojekt Lübeck und dem VfB, geht es nicht um sportliche Ziele oder taktische Finessen, stattdessen stehen Begriffe wie „Fairplay“ und „Respekt“ im Zentrum, es geht um „Mobbing“, „Diskriminierung“ und „Inklusion“, die Stärkung sozialer Kompetenzen und demokratischer Werte – letztlich also um politische Bildung. „Das soziale Miteinander ist immer wieder ein Thema unserer Arbeit an der Schule“, sagt Schulsozialarbeiterin Claudia Poppe, die dem lebendigen Treiben ihrer 22 Schüler*innen im Stuhlkreis ebenso aus der zweiten Reihe zusieht wie die Lehrer*innen Steffen Mascher und Christin Tiedemann, die schnell feststellen: „Dieser Ort hier ist etwas Besonderes und sorgt für eine große Motivation bei den Schüler*innen.“

„Fußballvereine haben eine krasse Anziehungskraft, deutlich mehr als Mathe und Deutsch“, wissen auch Marius Künzel und Felix Koblenzer aus eigener Erfahrung. Sie sind an den Stadion-Lernorten in Mönchengladbach, Dortmund und Schalke beschäftigt und für den Start in Lübeck extra in den hohen Norden gekommen. „In diesem Umfeld ist es deutlich einfacher, die so genannten Soft Skills, also die persönlichen Kompetenzen bei Kindern und Jugendlichen zu schulen.“

Lernort Stadion soll nun auch in Lübeck fest etabliert werden. „Sie müssen sich allerdings eine alternative Finanzierung ohne die Zuschüsse der DFL zusammenbasteln“, weiß Coach Künzel. Die DFL Stiftung finanziert bisher nur Standorte aus der 1. und 2. Bundesliga. Das jetzige Pilot-Modul haben die Gemeinde Ratekau, der Kreis Ostholstein und der VfB Lübeck finanziert, der auch künftig seine Räumlichkeiten am „Lernort Stadion“ zur Verfügung stellen wird. „Wir sind heiß auf das Projekt“, betont Marion Kowal, und Fan-Projekt-Kollege CHristian Hauschild konkretisiert die Pläne fürs kommende Jahr: „Wir wollen klein anfangen, mit zehn Modulen über je drei Tage. Das Ziel ist es dann, jede Woche ein Modul anzubieten.“

Text: Lübecker Nachrichten
Bilder: Agentur 54°

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