17. Februar 2022, 9:30 Uhr bis 17:30 Uhr, digital via Zoom
DIGITAL VIA ZOOM
„Politische Bildung kann nicht neutral sein, denn die Orientierung junger Menschen an demokratischen Werten und die Entwicklung kritischer Urteilskraft ist ihr vornehmstes Ziel“
16. Kinder- und Jugendbericht – Förderung demokratischer Bildung im Kindes- und Jugendalter
Der Ende 2020 erschienene 16. Kinder- und Jugendbericht betont die Relevanz demokratischer Bildung im Kindes- und Jugendalter im Kontext aktueller gesellschaftlicher Herausforderungen, wie der Polarisierung der Gesellschaft oder dem Erstarken demokratiefeindlicher Positionen. In diesem Zusammenhang beschäftigt sich der Bericht auch explizit mit der Rolle des Fußballs für Demokratiebildung und politische Bildung. Die prominente Stellung fußballbezogener Projekte geht mit der Feststellung einher, dass Fußball vom Bolzplatz über die Kreisklasse bis in die Bundesliga neben der reinen Betätigung auf dem Platz noch viel stärker als jede andere Sportart weitere gesellschaftliche Funktionen übernimmt. So wird sowohl die positive Rolle der Sportvereine als größte Träger der Kinder- und Jugendhilfe, in denen junge Menschen partizipieren können, als auch die sozialpädagogische und bildungsbezogene Arbeit der Fanprojekte und die niedrigschwelligen Angebote politischer Bildung im Lernort Stadion erwähnt.
Doch was kann außerschulische politische Bildung im Umfeld des (Profi-)Fußballs leisten? Ist sie geeignet, gerade als „politikfern“ bezeichnete und mitunter stigmatisierte Jugendliche und junge Erwachsene, im Rahmen einer erfahrungs- und bewegungsorientierten partizipativen Praxis für politische Themen zu erreichen und ihre politischen Perspektiven und Handlungsmöglichkeiten zu erweitern? Kann sie mitunter sogar besser als die Schule dazu beitragen, dass insbesondere junge Menschen zur demokratischen Selbstbestimmung befähigt werden, gesellschaftliche Mitverantwortung erfahren und so „Demokratie erlernen“? Oder dient sie, wie manche Kritiker*innen mit Blick auf die Finanzierungsgrundlage bemängeln, in erster Linie Marketingzwecken eines zunehmend marktförmiger organisierten Eventbetriebes und weniger den pädagogischen Zielen?
Bisher ist es noch recht unklar, auf welchen gemeinsamen konzeptionellen Grundlagen sich explizit fußballbezogene Bildungsangebote stützen und inwiefern dort auch von jungen Menschen – wissenschaftlich evaluierbare – „demokratische Erfahrungen“ gemacht werden können. Damit geht mitunter eine theoretische und methodische Unklarheit über angemessene Ansprüche, Formen und Ziele für Akteur*innen der politischen Bildung im Fußball einher. Es gilt daher zu fragen, welche Rolle politische Bildungsangebote und –initiativen im Fußball, in einer sich immer schneller wandelnden und z.T. immer weiter politisch polarisierten Gesellschaft, bereits übernehmen oder zukünftig übernehmen können? Und, natürlich, wie sich das Verhältnis zwischen Bildungsträgern und Profivereinen und -strukturen aktuell und zukünftig darstellt?
Mit der Tagung möchten wir, im Millerntor-Stadion in Hamburg, einen Raum schaffen, um in den akademischen Diskurs um demokratische Partizipation und politische Bildung im Fußball und ihren potenziellen Gelingensbedingungen einzusteigen.
Zahlreiche Wissenschaftler*innen und Kolleg*innen aus der Praxis, die an Themen rund um demokratische und politische Bildung im Fußball arbeiten werden in mehreren Panels referieren. Die Themenblöcke sind Demokratie und Partizipation, Inklusion und Vielfalt, Erinnerungsarbeit und Politische Bildung und Demokratiebildung.
Begrüßung: Prof. Dr. Benedikt Sturzenhecker (Universität Hamburg) und Prof. Dr. Jochem Kotthaus (Fachhochschule Dortmund)
Keynotes: Frau Dr.in Helle Becker (Transferstelle Politische Bildung) und Prof. Dr. Alexander Wohnig (Universität Siegen)
Tagungsleitung: Birger Schmidt (Lernort Stadion), Markus Zwecker (Lernort Stadion) und Fabian Fritz (BAM! Bildung am Millerntor)
Anmeldung (kostenfrei) für Zuhörer*innen bis zum 7. Februar 2022 unter: https://eveeno.com/lernortstadionsymposium
PROGRAMM
09:30 Uhr – 10:30 Uhr Eröffnung und Begrüßung
Birger Schmidt (Geschäftsführer Lernort Stadion e.V.)
Oke Göttlich (Präsident FC St. Pauli)
Prof. Dr. Benedikt Sturzenhecker (Universität Hamburg)
Prof. Dr. Jochem Kotthaus (Fachhochschule Dortmund)
Fabian Fritz (BAM! Bildung am Millerntor / HAW Hamburg)
Tagesmoderation: Shelly Kupferberg (ARD, rbb Kultur, DLF)
10:30 Uhr – 11:00 Uhr Keynote I
Dr.in Helle Becker (Transferstelle politische Bildung / Transfer für Bildung e.V.)
„Echte Liebe? Theorie und Praxis der außerschulischen politischen Bildung auf dem Prüfstand“
11:00 Uhr – 11:15 Uhr Kaffeepause
11:15 Uhr – 13:15 Uhr Panel 1 und 2 (zeitgleich)
Panel 1 „Politische Bildung und Fußball“
Dr. Martin Haselwanter (Universität Innsbruck): Politische Bildung und der österreichische Fußball – eine Spurensuche
Rudolph Meyer (Universität Osnabrück): Fußball im Kontext offener und aufsuchender Jugendarbeit – Ausschnitte einer Ethnographie
Prof. Dr. Martin Nugel (Evangelische Hochschule Nürnberg): Einwurf: Politische Bildung in Zeiten totaler Überwachung von Fußballfans
Marc List / Jörg Reinhardt: Projekt Nachspielzeit – Fußball im Fokus politischer Bildung – Ein Angebot der politischen Bildung in (Jugend-)Strafanstalten
Moderation: Shelly Kupferberg
Panel 2 „Demokratie und Partizipation“
Antonia Hagemann (SD Europe): More than a game! Junge Fans und Demokratie im Fußball?
Uli Heinze (IVF Leipzig): Ein Verein für Alle – Darstellung und Reflexion eines Praxisprojektes der IVF Leipzig
Simon Rettenmaier / Dominik Novkovic (Universität Kassel): Bolzplatzreflexionen: Zwischen Dreisatz, Deutsch und Demokratie! Demokratiefördernde Kinder- und Jugendarbeit am Praxisbeispiel Streetbolzer e.V. Kassel
Julia Sandmann (KICKFAIR) / Dr. Katrin Albert (HU Berlin): Partizipative Konzeptentwicklung als Wissenschaft-Praxis-Dialog: Benefits und Herausforderungen
Moderation: Fabian Fritz
13:15 Uhr – 14:15 Uhr Digitale Mittagspause
14:15 Uhr – 14:45 Uhr Keynote II
Jun.-Prof. Dr. Alexander Wohnig (Universität Siegen)
„Politische Bildung in außerschulischen politischen Bildungseinrichtungen. Versuch einer Bestimmung“
14:45 Uhr – 15:00 Uhr Kaffeepause
15:00 Uhr – 17:00 Uhr Panel 3 und 4 (zeitgleich)
Panel 3 „Erinnerungsarbeit“
Jannis Albus (Universität Siegen): Gedenkstättenfahrten als körperliche Grenzerfahrungen
Pavel Brunsen (University of Michigan): „Erinnern, um nicht zu vergessen?“ Potentiale und Grenzen der Erinnerungsarbeit im Fußball
Gero Kopp (LAG Fanprojekte NRW): Geschichtsbewusstsein im (Profi-)Fußball – Chancen und Herausforderungen partizipativer Erinnerungsarbeit im Fußball
Moderation: Shelly Kupferberg
Panel 4 „Inklusion und Vielfalt!
Dr. Katrin Albert / Prof. Dr. Tina Nobis / Prof. Dr. Ulrike Burrmann (HU Berlin): Das Erleben von Zugehörigkeit von Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Migrationsgeschichte im vereinsorganisierten Fußball
Dr. Kristian Naglo (Deutsche Sporthochschule Köln): Differenzkonstruktionen und Normalitätserwartungen aus dem Innenraum des Fußballs
Jana Runkel: Systematische Benachteiligung von Mädchen* im Fußball!
Dr. Thaya Vester (Universität Tübingen): „Miteinander!-Fußball“
Moderation: Fabian Fritz
17:00 Uhr – 17:30 Uhr Abschluss
18:30 Uhr – 20:30 Uhr (Optional) Digitaler Barabend (mit Wonder.me)
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