Frankfurt – Zum Start hallte durch die altehrwürdigen Gewölbe des Ratskellers im Frankfurter Römer lauter Applaus. Dass dieser Vorschuss berechtigt war, sollte sich in den folgenden gut 90 Minuten zeigen. Das im Zentrum der Veranstaltung stehende und vor sechs Jahren aus der Taufe gehobene Projekt „Lernort Stadion“ kann zwar nicht auf eine gleichsam lange Historie wie der Frankfurter Römer zurückblicken, es steht jedoch auf einem ebenso stabilen Fundament.
Initiator von „Lernort Stadion“ ist die Robert Bosch Stiftung, die das Projekt seit 2010 gemeinsam mit der Bundesliga-Stiftung fördert. Als Partner zum neuen Thema Inklusion unterstützt zudem die Aktion Mensch seit 2014 das Vorhaben inhaltlich und finanziell. Auf diese Weise ist ein bundesweit einmaliges Netzwerk im Bereich Fußball und Bildung entstanden, das bisher mehr als 27.000 Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren erreicht hat. Auf sie „üben die Fußballstadien eine spezielle Anziehungskraft aus“, sagte Sylvia Krenn, die für die Robert Bosch Stiftung als Projektleiterin von Lernort Stadion agiert.
„Wir fördern das Projekt Lernort Stadion, weil es junge Menschen begeistert, abholt und neue Zugänge schafft“, sagte Stefan Kiefer, Vorstandsvorsitzender der Bundesliga-Stiftung im Rahmen eines kurzweiligen und informativen Sofa-Talks. „Es ist eines unserer Leuchtturmprojekte – und eines mit besonderer Strahlkraft.“ Die Bundesliga-Stiftung ist seit 2010 einerseits als finanzieller Förderer beteiligt, andererseits sorgt sie für offene Türen bei den Proficlubs.
Die aktuell zwölf Lernzentren in ganz Deutschland stehen in der Regel unter Trägerschaft der Fanprojekte. In Projektwochen, Workshops, an Aktionstagen oder auch bei langfristigen Angeboten beschäftigen sich die Jugendlichen mit Themen wie Diskriminierung, Rassismus, Homophobie und Drogen. Sie üben sich in Gewalt- und Konfliktprävention, stärken ihre persönlichen Kompetenzen, reflektieren eigene Haltungen und erleben ihre Teamfähigkeit.
„Wir heben durch den Fußball bestimmte Themen auf die öffentliche Agenda – und dabei sind die Bundesliga und die Bundesliga-Stiftung starke Motoren“, sagte Axel Hellmann, Vorstand bei Eintracht Frankfurt. „Lernort Stadion nutzt die Plattform Fußball zum Transport dieser Themen in die Gesellschaft. Und wir als Vereine setzen unsere Mittel für gesellschaftlich relevante Projekte ein.“
Die „BildungsArena Eintracht Frankfurt“, das Frankfurter Projekt im Rahmen von Lernort Stadion, stellte in der Halbzeit der Veranstaltung seine Arbeit beispielhaft vor. In modularen Einheiten wie „Fit for Life“ oder „Fit for Job“ wird Jugendlichen dort die politische Dimension des Fußballs aufgezeigt. „Wir verfolgen das Ziel, junge Menschen zu mündigen und reflektierten Vertretern unserer Demokratie zu machen“, sagte Leiter Stefan Hebenstreit. Die Teilnehmer eignen sich im Idealfall neue Kompetenzen an, erfahren Selbstwirksamkeit und Selbstwert.
Ähnlich äußerte sich auch Thomas Schneider, Leiter Fanangelegenheiten der Deutschen Fußball Liga, der in den Lernorten einen wertvollen Zugang zu den Jugendlichen erkennt. „Durch die Lernzentren können wir den Jugendlichen mit den Mitteln des Fußballs wichtige Werte und Impulse für ihre Entwicklung mit auf den Weg geben.“
Dieses Angebot findet Anklang. Bis Mitte 2016 sind die Angebote von Lernort Stadion deutschlandweit nahezu ausgelastet. Als jüngster Netzwerkpartner kam nun die Aktion Mensch mit ihren Schwerpunktthemen Inklusion und Barrierefreiheit mit an Bord. Und dass politische Bildung im Umfeld des Fußballs auch künftig vor allem Spaß machen soll, beweist die Wahl des offiziellen Schirmherrn des Projektes, der sich per Videobotschaft an die gut 100 Gäste im Römer wandte: Fußball- und Fernsehmoderator Oliver Welke, der mit seiner satirischen „heute-show“ derzeit ganz den Geschmack der Jugend trifft, genau wie „Lernort Stadion“.
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