Am Freitag, den 13. Dezember, hat das digitale Lernort Stadion-Barcamp für politische Bildung im Fußball erfolgreich stattgefunden. Schon zum dritten Mal hat Lernort Stadion netzwerkübergreifend Akteurinnen und Akteuren aus dem Bereich Bildung und Fußball ein offenes Forum für Diskussion, Austausch und kompakte Wissensvermittlung geboten. Knapp 60 Teilnehmende von diversen pädagogisch arbeitenden Organisationen und Förderinstitutionen haben sich an dem innovativen Format beteiligt.
Direkt nach der Begrüßung durch den Geschäftsführer von Lernort Stadion Birger Schmidt hat der Journalist, Osteuropaexperte und Fußballaktivist Ingo Petz in der ersten Keynote des Tages über den brutalen russischen Angriffskrieg auf die Ukraine berichtet und darüber gesprochen, wie dieses Ereignis mit dem Fußball und unserer künftigen Welt zusammenhängt. In dem Kurzvortrag hat er sich für einen differenzierten Blick auf Osteuropa ausgesprochen und dafür geworben, sich gerade im pädagogischen Umfeld intensiv mit postsowjetischer Einwanderung nach Deutschland auseinanderzusetzen, um die Situationen von Jugendlichen mit entsprechenden Hintergründen besser verstehen zu können.
In der zweiten Keynote hat die empirische Sozialforscherin Dr. Christine Hübner den Bogen dann noch stärker zur Jugend in Deutschland und ihren Blick auf Europa geschlagen. Corona, Krieg und Inflation belastet und verunsichert die Jugend schwer und macht sie entsprechend anfällig für antidemokratische Bewegungen und Narrative. Doch wie blicken die Jugendlichen in diesen unruhigen Zeiten auf Europa, den Garanten für Frieden, Freiheit und Wohlstand der letzten Jahrzehnte? Einerseits sind die Umfragewerte vielversprechend und die Zustimmungswerte hoch, anderseits ist die konkrete Identifikation mit Europa bei Jugendlichen eher gering. Gerade sozial benachteiligte Jugendliche profitieren zudem kaum oder zumindest sehr viel weniger als bessergestellte vom europäischen Versprechen grenzenloser Mobilität und dem transnationalem Austausch. Hier gälte es anzusetzen und gerade diesen Jugendlichen, mit Blick auf ihre Selbstwirksamkeit, neue Räume zu eröffnen und ihnen Angebote wie Jugendaustauschprogramme zu unterbreiten, an denen sie in der Regel sonst nicht teilnehmen würden. Das Lernort Stadion-Jugendaustauschprogramm „Kick for Europe“ schlägt genau in diese Kerbe.
Mit Blick auf die EURO 24 wurde sich dann in zahlreichen Sessions unter anderem damit beschäftigt, wie man angesichts der aktuellen Verwerfungen und Herausforderungen für ein offenes und verbindendes Europas bei den Jugendlichen werben kann, wie mehr Jugendpartizipation in pädagogischen Angeboten grundsätzlich umgesetzt werden könnte oder was die WM in Katar für nachhaltige Auswirkungen auf den Fußball und die Gesellschaft hat.
Das Barcamp wurde von der Bundeszentrale für politische Bildung finanziert und von Bildungsstätte ABC Hüll technisch begleitet.
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